Ihren wirtschaftlichen wie kulturellen Höhepunkt erreichte die Stadtentwicklung um 1500: Ulm besaß das nach Nürnberg zweitgrößte reichsstädtische Territorium auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland. Drei Städte (Geislingen, Albeck und Leipheim) sowie 55 Dörfer gehörten zum Gebiet. Die Stadt war wichtiger Umschlagplatz für Eisen, Textilwaren, Salz, Holz und Wein. Gleichzeitig entwickelte sich Ulm seit Mitte des 15. Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten Kunstzentren Süddeutschlands.
Spruch aus dem 15. Jahrhundert
„Ulmer Geld regiert die Welt.“
Venediger Macht,
Augsburger Pracht,
Nürnberger Witz,
Strassburger Geschütz,
Ulmer Geld, regiert die Welt.
Mit dem Ulmer Geld im Vers ist neben dem in Ulm geprägten und von Ulmer Handelsleuten und Bankiers reichlich verwendeten Münzgeld auch das gemeint, was den eigentlichen Reichtum Ulms ausmachte – das Barchent, ein Mischgewebe aus Baumwolle und Leinen. Das nach strengster Prüfung mit dem Ulmer Siegel versehene Barchent bürgte für eine so außergewöhnlich hohe Qualität, dass es, da in ganz Europa begehrt, so gut wie Geld war.
Im Spanischen Erbfolgekrieg besetzten unter anderem auch französische Truppen die Stadt. Der Oberbefehlshaber der Franzosen Marquis de Blainville stellte den Ulmern am 10. April 1704 ein Ultimatum: Ulm soll eine Kontributionszahlung von 265.106 Gulden leisten. (Kontributionszahlung ist eine der Bevölkerung eines im Krieg besetzten Gebietes auferlegte außerordentliche Geldleistung.)
Nachdem die Stadträte den Franzosen mitteilten, dass man diese Summe nicht aufbringen könne, erhöhten die Franzosen die Summe auf 415.000 Gulden und drohten bei Nichtzahlung der Forderung mit schwerwiegenden Konsequenzen. Daraufhin wurde bei der Ulmer Bevölkerung Schmuck und Silbergeschirr gesammelt und eingeschmolzen . Aus dem Rohmaterial goss man viereckige Silberplättchen (Klippen) auf denen die sogenannte Guldenklippe geprägt wurde.
Bei der Schlacht von Elchingen, nahe Ulm besiegten Napoleons Truppen am 14. Oktober 1805 unter dem Kommando von Marschall Ney ein österreichisches Heer, was die Niederlage der österreichischen Armee einleitete. Tags darauf begann die Belagerung Ulms, wo Karl Mack von Leiberich schließlich kapitulieren musste.
Marschall Ney bekam 1806 von Napoleon den neugeschaffenen Titel Duc d’Elchingen verliehen. Der Ortsname Elchingen ist aufgrund dessen auf der Innenseite des Arc de Triomphe (Triumphbogen) in Paris zu finden.
Von dieser Kontributionszahlung hat sich die Reichsstadt Ulm nie wieder erholt . Im Jahre 1770 kam es sogar zum Bankrott. 1802 wurde Ulm zum Herzogtum Bayern dazugeschlagen, aber als man erkannt
hatte, dass die Stadt nur ein großer Schuldenberg war, wurde sie im Rahmen eines Gebietsaustausches 1810 an das Königreich Württemberg abgegeben.
Auf dem Gebiet , das rechts der Donau bei Bayern bleib, entwickelte sich die heutige Stadt Neu-Ulm.
1810 Ulm wird Württembergisch. Soldat überstreicht die bayrischen Rauten am Wachhaus.
Ursprünglich gab es hier bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts die Ulmer Niederlassung des Klosters Reichenau. Auf den ehemaligen Pfleghof des Klosters Reichenau ist die heute gängige Bezeichnung „Reichenauer Hof“ zurückzuführen. Das Kloster trieb von diesem Ort an der Donaufurt und späteren -brücke aus im Hochmittelalter Handel und Politik.
Erst danach wurde er ein Patriziersitz und von den neuen Eigentümern immer wieder umgebaut.
Das auch als Ehinger Hof bezeichnete Gebäude (heutige Anschrift: Grüner Hof 2) geht auf ein um 1370 erbautes Patrizierhaus nahe der Herdbrücke über die Donau zurück, das der damalige Ulmer Bürgermeister Ludwig Krafft erbauen ließ, der in erster Ehe mit Elisabeth Ehinger († 1389) verheiratet war. Die Überreste dieses spätmittelalterlichen Baus (Meistersinger- bzw. Minnesängersaal) stellen die ältesten Teile des heutigen Gebäudes dar.
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Zu den späteren Besitzern zählte der Ratsherr Ulrich Ehinger (seit 1537). Er prägte in der aufkommenden deutschen Frührenaissance die heutige architektonische Gestalt. Dabei integrierte er den schon vorhandenen Minnesängersaal in den Renaissancebau, der noch heute überwiegend erhalten ist. Auf diese Zeit geht auch die Alternativbezeichnung „Ehinger Hof“ zurück.
Der Ostflügel aus dem 14. Jahrhundert wurde um 1535 durch Anbauten ergänzt. Die Proportionen seiner Fassaden, die Arkaden des Innenhofes und seine Kassettendecken in den Innenräumen charakterisieren den Bau in dieser Form als frühes Zeugnis deutscher Renaissance. Mehrere Umbauten folgten.
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Zwischen 1543 und 1552 war Kaiser Karl V. fünfmal im Hause zu Gast. Später befand sich hier der Gasthof „Schwarzer Ochsen“ (bis 1786). Der heutige Hauptbaukörper erstreckt sich parallel zur Donau und besitzt einen Giebel nach Westen sowie einen südwestlichen Eckerker.
Ab 1842 plante und koordinierte Major von Prittwitz vom Reichenauer Hof aus den Bau des nördlich der Donau gelegenen Teils der Bundesfestung Ulm, es war damals die sogenannte Kommandantur, später auch Gouvernment genannt.
Die Donauinsel
Man blickt von der heutigen Neu-Ulmer Seite auf die Ulmer Donaufront in Höhe der Donauinsel. Oben im Bild von links nach rechts das Herdbruckertor, der Reichenauer (Ehinger) Hof, der Grüne Hof, der Diebsturm, schräg davor in die Stadtmauer eingelassen der Grüne Turm, daneben die Ruine der Predigerkirche (1616 als Dreifaltigkeitskirche wieder aufgebaut), der Spitalturm und rechts im Bild der Gänsturm. Vom Herdbruckertor (mit Fialen) führt die Herdbrücke auf die z.Teil ummauerte Donauinsel (1564 neue Befestigung). Auf dem unbefestigten östlichen Teil stehen Garnsiederhäuschen. Auf der heutigen Neu-Ulmer Uferseite steht im Vordergrund das Untere Schützenhaus (Fachwerk mit Dachhäuschen, 1552 zerstört, 1557 wieder aufgebaut, 1632 abgebrochen). Rechts davon eine Hütte mit Zielscheibe.
© Stadtarchiv Ulm
Textquellen: Textpassagen zum Teil aus Wikipedia